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Gedenktafel zur Erinnerung an Max Raphael und Gertrud Hahn

from the audio walk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
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Gedenktafel zur Erinnerung an Max Raphael und Gertrud Hahn

Gedenktafel für Max und Gertrud Hahn

An der Hauswand über dem Balkon der Villa in der Merkelstraße 3 in Göttingen erinnert eine Gedenktafel an das Ehepaar Max Raphael und Gertrud Hahn. Diese bewohnten das Haus von 1919 bis 1940 und galten zu ihrer Zeit als einflussreiche und angesehene Mitglieder der jüdischen Gemeinde Göttingens.

Max Raphael Hahn zählte mit seinem Bruder Nathan zu den größten Unternehmern Göttingens. Zusammen mit seiner Frau Gertrud gehörte er zu den mit Abstand vermögendsten Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Diese führte er lange Zeit als Vorsitzender an. Gertrud leitete den Schwesternbund der karitativen Moritz-Lazarus Loge. In der Reichspogromnacht 1938 zerstörten SS-Männer die Villa und nahmen das Ehepaar Hahn gewaltsam fest. Beide wurden 1941 nach Riga deportiert. Gertrud Hahn starb unmittelbar nach der Ankunft in Riga. Max Hahn wurde wahrscheinlich am 26. März 1942 in der Nähe von Riga ermordet.

2009 erwarb der Psychologe Jürgen Hogrefe die Villa in einer Zwangsversteigerung. Seit 2011 ist sie der Sitz der internationalen Verlagsgruppe „Hogrefe Verlag“.
Um dem Ehepaar Hahn einen festen Platz im Gedächtnis der Stadt Göttingen zu vermachen, beantragte das Städtische Museum Göttingen 2014 eine Gedenktafel.
Die Enthüllung erfolgte am 8. November 2014 in Anwesenheit des Enkelkindes der Familie Hahn, der Göttinger Sozial- und Kulturdozentin und dem Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter des Hogrefe Verlags, Jürgen Hogrefe.

Als Erinnerungsort soll die Tafel beiden ehemals bedeutenden Bürger:innen Göttingens und ihrer Geschichte gedenken. Die Gedenktafel scheint jedoch keine große Bedeutung beigemessen zu werden. Das liegt hauptsächlich an dem Standort des Erinnerungsortes. Es ist ein Privatgrundstück und nicht frei zugänglich. Zudem ist die Gedenktafel von der Straße aus an der Hauswand schlecht zu erkennen. Auf diese Weise werden die öffentliche Erinnerung und das Gedenken an das Ehepaar Hahn signifikant erschwert.

Neben der Gedenktafel an der ehemaligen Villa erinnern ebenfalls Stolpersteine in Göttingen an die Familie Hahn. Außerdem publizierte der Hogrefe Verlag im Gedenken an die Familie Hahn das Buch „Das Vermächtnis des Max Raphael Hahn“.

Antisemitismus in Göttingen

Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten verankerte sich eine antisemitisch geprägte Denkweise in den Köpfen der Göttinger Bürgerschaft. Eine akute Bedrohung mussten jüdische Bürger:innen vor dem Ersten Weltkrieg noch nicht befürchten. Das änderte sich mit dem Ende des Krieges. Auch die Familie Hahn war bereits vor 1938 von Antisemitismus in Göttingen betroffen.

1919 kehrte die Familie Hahn nach Göttingen zurück und wohnte mit den Kindern Rudolf und Hanni bis zu der Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1940 in der Merkelstraße 3. Im Leben des Ehepaars spielten die jüdische Gemeinde und jüdischer Glaube eine wichtige Rolle. Max Raphael Hahn wurde 1921 in den Vorstand der Göttinger Synagogengemeinde gewählt und bekleidete dieses Amt fast zwanzig Jahre lang. Zudem setzte sich das Ehepaar Hahn in der Göttinger Ortsgruppe der jüdischen Moritz-Lazarus-Loge ein, deren Schwesternbund Gertrud leitete. Aufgrund ihrer Tätigkeiten waren beide in der jüdischen Gemeinde sehr angesehen und beliebt.

Im Zuge der „Arisierung“ der Wirtschaft wurden ab 1933 auch die Firmen der Familie Hahn boykottiert. Banken verweigerten ihnen Kredite und NS-Betriebsangehörige übten starken Druck innerhalb der Betriebe aus. 1935 marschierten SA-Männer vor die Villa der Familie Hahn und riefen „Max Hahn verrecke“.

Im Rahmen der Reichspogromnacht 1938 verwüsteten SS-Männer das Haus in der Merkelstraße 3 und nahmen die Familie Hahn samt den Kindern fest. Gertrud und die Kinder wurden einen Tag später freigelassen. Max Raphael blieb bis 1939 inhaftiert. In dieser Zeit emigrierten die beiden Kinder nach England. Das Ehepaar Hahn floh nach der Entlassung von Max Hahn nach Hamburg. Von dort wurden sie 1941 nach Riga deportiert und 1942 ermordet.


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