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Stalag 352

from the audio walk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
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Stalag 352

Das Denkmal

Die Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofs des Stammlagers 352 (auch als Waldlager bekannt) unweit des Dorfes Masjukouschtschyna (heute ein Stadtteil von Minsk) wurde am 3. Juli 1964 eingeweiht.

Die Bedeutung der Gedenkstätte für die sowjetische Erinnerungskultur zeigte sich in der Teilnahme der politischen Führung der damaligen Belarussischen Sowjetrepublik und einiger Marschälle der Sowjetarmee an der Eröffnungsfeier. Das markanteste Element der Gedenkstätte ist eine Granitplatte mit belarussischer Inschrift: „Zeitgenossen und Nachkommen, neigt eure Häupter. Hier schlafen auf ewig Menschen, die vor dem Feind nicht in die Knie gegangen sind. Hier haben die deutsch-faschistischen Eroberer 1941‒1944 80.000 Gefangene der Sowjetarmee und friedliche Bürger erschossen und zu Tode gefoltert“. Vor der Granitplatte brennt eine Ewige Flamme. Dahinter sind symbolische Gräber angeordnet und in der Mitte des Gräberfeldes ist in einer weißen Rotunde ein Buch aus Granit mit der Überschrift „Ewig werdet eurer gedacht, ihr Söhne des Sowjetvolkes“ aufgestellt. Das Buch wurde dem Quellenband mit Dokumenten nachgebildet, die nach dem Krieg in zwei Metallkisten auf dem Lagergelände gefunden wurden. Die Dokumente geben Auskunft über 9425 Menschen, die 1941 und 1942 im Stalag 352 ermordet wurden. 2020 wurde unmittelbar neben der Gedenkstätte eine Kreuzerhöhungskirche errichtet, die heute ein Museum über die sowjetischen Kriegsgefangenen beherbergt.

Beim Besuch der Gedenkstätte kann der Eindruck entstehen, dass es der Standort des Lagers war. In Wirklichkeit befand sich dort während der deutschen Besatzung ein improvisierter Friedhof: Die Leichen der an Kälte und Hunger gestorbenen Kriegsgefangenen wurden dorthin gebracht und ungeordnet in Gräben verscharrt. Das Lager selbst lag auf der anderen Seite der Bahnlinie, der historische Ort ist jedoch nicht gekennzeichnet. In der Nachkriegszeit wurden in den ehemaligen Unterkünften des Stalag 352 deutsche Kriegsgefangene untergebracht und später eine sowjetische Militäreinheit einquartiert. Nach dem Abzug der Einheit im Jahr 2013 wurden Pläne zur Bebauung des Geländes entwickelt, obwohl man dort immer wieder zahlreiche sterbliche Überreste von Kriegsgefangenen entdeckt, die in die Gedenkstätte umgebettet werden. Auf dem ehemaligen Lagergelände bestehen auch einige historische Gebäude, in denen während der Besatzungszeit das Lazarett, die Badeanlage, die Kantine, das Offiziershaus, die Kfz-Werkstätten und der als Karzer genutzte Gemüsespeicher untergebracht waren, sowie einige von den Kriegsgefangenen gepflasterte Straßenabschnitte.

Um auch das ehemalige Lagergelände als Erinnerungsort aufzuwerten, hat sich vor einigen Jahren die Bürgerinitiative „Masjukouschtschyna retten“ gegründet, in der sich interessierte Anwohner*innen, Heimatforscher*innen und Historiker*innen zusammengeschlossen haben. Die Mitglieder der Initiative sammeln Archivquellen, Gegenstände und Erinnerungen zur Geschichte des Stalag 352, informieren die Öffentlichkeit durch Führungen, Pressearbeit, digitale Bildungsmaterialien und Schülergespräche und pflegen das Gelände.

Sowjetische Kriegsgefangene

Das Stalag 352, das von Juli 1941 bis Juni 1944 bestand, war das größte Lager für Kriegsgefangene und gleichzeitig der Ort ihrer Vernichtung in der Nähe von Minsk.

Die absolute Mehrheit der Kriegsgefangenen war im „Waldlager“ auf dem Gelände eines ehemaligen Militärlagers in der Nähe der Eisenbahnlinie Minsk-Molodetschno untergebracht. Direkt in Minsk selbst, in den ehemaligen Puschkin-Kasernen, befand sich der zweite Teil des Lagers – das „Stadtlager“. Während der Sommer 1941 zunächst von gezielten Erschießungen von Juden und Kommissaren geprägt war, bildeten der Herbst 1941 und vor allem der Winter 1941/1942 den absoluten Höhepunkt des Massensterbens sowjetischer Kriegsgefangener an Hunger und Kälte. Diesem Ereignis gingen kilometerlange Märsche voraus, Kriegsgefangene wurden bei jedem Wetter in offenen Waggons transportiert. 1942 stieg der Bedarf der Nationalsozialisten an Zwangsarbeit, und die Rationen für die Kriegsgefangenen wurden angepasst, doch die Sterblichkeitsrate blieb hoch. Kriegsgefangene, die an Hunger und Kälte starben, wurden im Dorf Glinischtsche in der Nähe von Stalag 352 verscharrt.

Die sowjetischen Kriegsgefangenen sind neben den Juden eine der größten Opferkategorien des Vernichtungskrieges in den besetzten Gebieten von Belarus. Sie stellen einen Querschnitt durch die gesamte sowjetische Gesellschaft mit all ihren Nationalitäten dar. Nach belarussischen Angaben kamen etwa 800 Tausend von etwa 3,3 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen in deutscher Haft ums Leben auf belarussischem Boden. Die Verantwortung für dieses Verbrechen liegt in erster Linie bei den nationalsozialistischen Planern des Vernichtungskrieges, den Wehrmachtsstrukturen, denen die Kriegsgefangenenlager unterstellt waren.


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