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Leerstelle DP-Wohnlager

from the audio walk In Stein Gemeißelt | Osnabrück

In Stein Gemeißelt
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Leerstelle DP-Wohnlager

Leerstelle DP-Wohnlager

Die Spuren des ehemaligen Lagers für Displaced Persons sind in Friedland nicht mehr zu erkennen. An der Kreuzung der heutigen Norbert- und Heimkehrerstraße wurde ein Teil des Grenzdurchgangslagers Friedland von September 1949 bis Januar 1952 als DP-Camp genutzt.

Im Unterschied zu anderen DP-Lagern waren aber viele der Bewohner:innen in Friedland ehemalige DPs, die von der IRO als Arbeitskräfte in Drittländer vermittelt worden und nun nach Deutschland zurückgekehrt waren. Von Friedland aus sollten sie schnellstmöglich in die deutsche Wirtschaft integriert werden. Zudem lebten hier vorbestrafte DPs, die aus den Strafanstalten Hameln und Emsland entlassen worden waren. Eine weitere Bewohnergruppe waren sogenannte „Infiltrees“, in diesem Fall jüdische Menschen aus Osteuropa, die aufgrund antisemitischer Pogrome in Polen und Kielce im Juli 1946 nach Deutschland flohen.

Von insgesamt 1900 Personen, die das Lager Friedland durchliefen, kamen im Durchschnitt 125 dort zeitgleich unter. Getrennt von den deutschen Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten wurden sie in sogenannten „Nissenhütten“ aus Wellblech im westlichen Lagerteil untergebracht. Dort lebten sie teilweise über Monate in den beengten und schlecht beheizten Unterkünften.

Das Verhältnis der Lagerbewohner:innen zu Lagerleitung, Polizei und Bevölkerung war von Konflikten geprägt. Die Friedländer Bevölkerung lehnte das DP-Lager und dessen Bewohner:innen ab. Vertreter mehrerer Wohlfahrtsverbände richteten sich mit einem Appell an den niedersächsischen Flüchtlingsminister Erich Schellhaus und forderten neben einer Auflösung des DP-Wohnlagers auch die Abschiebung seiner Bewohner:innen. Ihre rassistischen Vorwürfe waren von nationalsozialistischem Duktus durchzogen.

Die breite Ablehnung des Wohnlagers führte 1952 schließlich zu seiner Auflösung. Über den weiteren Weg der Bewohner:innen ist kaum mehr bekannt als die Eintragungen in ihren Abmeldebögen. Einem Teil gelang es, mit Hilfe der UNO in ein Drittland umzusiedeln. Andere fanden Arbeit und einen Wohnort in der Bundesrepublik. Manchen blieb dieser Schritt in ein selbstbestimmtes Leben verwehrt. Sie wurden in andere Lager verlegt und verblieben unter behördlicher Betreuung und Bevormundung.

Displaced Persons: Verschleppt, befreit, verhasst.

Im Mai 1945 befanden sich etwa 10,8 Millionen Displaced Persons (DPs) in Mitteleuropa.[5] Als solche bezeichneten die Westalliierten alle ausländischen Zivilpersonen, die sich bei Kriegsende bzw. zum Zeitpunkt ihrer Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft außerhalb ihres Heimatlandes befanden und ohne fremde Hilfe nicht dorthin zurückkehren oder eine neue Heimat finden konnten. Die meisten DPs waren ehemalige KZ-Häftlinge, Zwangsarbeitende oder Kriegsgefangene.

In den westalliierten Besatzungszonen kümmerte sich die Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNRRA) um die Unterbringung, Bekleidung, Betreuung und Verpflegung der DPs. Dagegen wurden in der sowjetischen Besatzungszone Maßnahmen zur Rückführung ihrer Staatsangehörigen durchgeführt. Weil die Sowjetunion Arbeitskräfte zum Wiederaufbau benötigte, ließ sie Rückführungslager zur Kontrolle und Untersuchung der Rückkehrenden errichten. So sollte festgestellt werden, ob diese als Kollaborateure einzustufen waren. Unter deutscher Verwaltung standen DPs erst nach Gründung der Bundesrepublik Anfang der 1950er Jahre.

Zumeist wurden die DPs geordnet nach Nationalitäten in ehemaligen Kasernen, Baracken (v. a. ehemaligen Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern) sowie beschlagnahmten oder verlassenen Privathäusern und -wohnungen untergebracht. Diese Lager bestanden, obwohl zunächst nur als Übergangslösung gedacht, teils bis in die 1960er Jahre.

Der Alltag der DPs war oftmals geprägt von Konflikten: sowohl innerhalb der Lagergemeinschaft als auch mit der deutschen Bevölkerung und den Autoritäten.

Eine dauerhafte Unterbringung von DPs an ihren aktuellen Aufenthaltsorten war nicht vorgesehen. Die UNRRA und ab 1947 die Internationale Flüchtlingsorganisation (IRO) organisierten die Repatriierung von DPs in ihre Herkunftsländer. Bis Ende 1946 hatten fast sechs Millionen DPs Deutschland wieder verlassen. Aus Angst vor politischer Repression verweigerten jedoch zahlreiche DPs aus osteuropäischen Ländern und der Sowjetunion eine Rückkehr in ihre Heimatländer.

Für die DPs, die nicht in ihre Heimatländer zurückkehrten, organisierte die Internationale Flüchtlingsorganisation (IRO) zwischen 1947 und 1952 ihre Neuansiedlung in Drittländer wie die USA, Australien oder Kanada. Bis 1951 sank die Zahl der in der Bundesrepublik verbliebenen DPs, die nun als „heimatlose Ausländer“ bezeichnet wurden, auf ca. 130.000 Menschen.


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