Unsere Platane ist vom Stammumfang – etwa 4 Meter – die Drittstärkste in Augsburg und bereits ein alter Bekannter aus der ersten Baumtour. Wir begegnen ihr an vielen historischen Ecken in Augsburg – oft begleitet sie besondere Gebäude, so das Alte Stadtbad im Jugendstil oder die Rückseite des Rathauses direkt vor dem Kloster Maria Stern – beides Bauten der Renaissance.
Platanen kommen trotz ihres üppigen Blattwerks mit wenig Wasser aus, sodass auch völlig von offenem Boden abgeschnittene Bäume wie in der Anna-Straße oder am Hauptbahnhof über künstliche Bewässerung oder Regenwasser eine längere Zeit überleben können. Sie treibt sehr spät aus, stockt oft in der Maximalentfaltung der Blätter und kann auch einen beträchtlichen Prozentsatz ihrer Blätter bei Sommertrockenheit aktiv abstoßen. In den Ursprungsländern der beiden Mutterarten ihrer Vorfahren (Orient und USA) hat sie die genetische Ausstattung für diese Anpassungsfähigkeit erworben und noch immer profitiert sie davon.
Als Platanen bei uns aus Frankreich eingeführt wurden, prägten sie schon bald das Stadtbild vieler Städte am Rhein: Karlsruhe, Speyer, Mannheim, Mainz, Bonn und Köln sind Beispiele dafür. Auch der italienisch-französische Kopfschnitt – nämlich das Entfernen der Jahrestriebe am Ende der Hauptäste, sodass dort ein kurzer Astbüschel entsteht – zeugt von der Herkunft dieser Baumart. Bei uns in Augsburg wird er in der Gögginger Straße und am Elias-Holl-Platz durchgeführt.
Unser Exemplar gibt nur eine ungefähre Vorstellung der Größe wider, die diese Baumart erreichen kann, denn obwohl der Baum die ihn umgebenden Ahorne und Rosskastanien überragt, ist er weit von seinem tatsächlichen Raumpotenzial entfernt. Die starken Wucherungen am Stamm sind charakteristisch für diese Hybridart und kann im Extremfall an eine alte Kerze mit viel Tropfwachs erinnern.
Gehen Sie weiter südlich zur Straßenkreuzung. Hier treffen Sie nach knapp 40 Metern auf zwei junge Ulmen.