Im 2. Weltkrieg wurde die Nikolaikirche, die über Siegens Marktplatz thront, schwer zerstört, wie der allergrößte Teil der Siegener Altstadt. Mit dem Wiederaufbau der Kirche wurde der Düsseldorfer Architekt Denis Boniver beauftragt, der zahlreiche Kirchen(wieder)aufbauten geleitet hat.
Vermutlich durch seine Bekanntschaft mit dem damals in Köln lebenden Künstler Gerhard Marcks ging der Auftrag für das neue Hauptportal an diesen renommierten Bildhauer. Gerhard Marcks wählte die Symbole der vier Evangelisten als uralten und gleichzeitig zeitlosen Schmuck für das Portal, das aus dem Jahr 1954 stammt.
Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, Chronisten des Lebens Christi, sind durch die ihnen zugeordneten Symbole definiert. Die traditionelle Zuordnung dieser Symbole ist angelehnt an die vier lebendigen Wesen, die in den Prophezeiungen des Hesekiel und in der Apokalypse des Johannes als Zeugen des Gottessohnes erwähnt werden.
Matthäus wird vom Mensch (links) verkörpert, Markus vom Löwen (rechts), Lukas vom Ochsen (2. v. rechts) und Johannes vom Adler (2. v. links).
Als flache Reliefs treten sie aus der Türfläche hervor, stark reduziert und abstrahiert. Am Hauptportal der Nikolaikirche erinnern sie an die Aufgabe der Kirche, das Wort Gottes zu verkünden und sich dabei nur auf das Wort Gottes, im Sinne von Luthers „sola scriptura“, zu stützen. Diese seit dem 4.
Jahrhundert bestehende Bildtradition hat Gerhard Marcks in ein neues, zeitgemäßes Gewand gefasst.
Der zweite Spaziergang zur Kunst im öffentlichen Raum in Siegen, die “Blaue Tour”, lässt sich unter https://de.guidemate.com/guides/657872f0294c462fd543bf3d?selectedGuideLocale=de starten.