Der Neugestaltung des vom ruhenden Verkehr befreiten Marktplatzes, die in mehreren Bauphasen 1999/2000 erfolgte, ging im Frühjahr 1998 ein Wettbewerb für die Gesamtgestaltung des Platzes voraus. Über 30 Vorschläge wurden hierzu eingereicht. Der Entwurf der ARGE, bestehend aus dem Architekten Gunnlaugur Stefan Baldursson und dem Planungsbüro Laufenburg wurde dazu bestimmt, Bestandteil des Gesamtkonzeptes der Platzgestaltung zu werden. Die mit Fertigstellung des Brunnens im Jahr 2000 abgeschlossene Gestaltung dieses öffentlichen Raums erzielte hierbei den 1. Platz. Insgesamt sechs unterschiedlich hohe Metallrohre, die in unterschiedlichen Farben gefasst sind, streben hier in asymmetrischen Neigungswinkeln auseinander. Zwei gleichschenklige, ineinander verwobene Edelstahl-Dreiecke, die jeweils mit einer Spitze dynamisch nach oben zeigen, umfassen vier bzw. fünf der farbigen Metallrohre. Von den Dreiecken fällt das Wasser in das darunter befindliche oktagonale Brunnenbecken. Bei Betrieb des Brunnens vom Frühjahr bis Herbst bildet das aufschäumende Wasser wiederum eine Dreiecks- oder Herzform.
In abstrahierter, rhythmisierter Form ist das Zusammenspiel der vertikalen Rohre mit den diese diagonal umklammernden Edelstahldreiecken die Darstellung einer stilisierten Krone, die wiederum das in unmittelbarer Nachbarschaft zu findende Siegener Wahrzeichen („Krönchen“ auf der Nikolaikirche) zitiert. Die unterschiedliche Höhe der verwendeten Metallrohre spielt auf die Höhenunterschiede, mit denen man sich in Siegen immer wieder konfrontiert sieht, an. Bewusst wählte die ARGE hier die metallischen Konstruktionselemente, ging es doch auch um eine Hommage an das Siegerland als traditionsreiche Region der Eisengewinnung und Metallverarbeitung. Mit dem modernen, verschachtelten Design und der polychromen Farbgestaltung bringen Baldursson und Laufenburg das Siegener Wahrzeichen aus dem 17. Jahrhundert mit der Formensprache und den normierten Farbsystemen der heutigen Konsumgüter- und Medienwelt in Verbindung und schaffen einen zeitgenössischen Kontrapunkt zu der überwiegend älteren Bebauung rings um den Platz.
Die Position des Brunnen-Objekts in der Sichtachse zur Kölner Straße versteht sich auch als „Wegmarke“ für die Fußgänger, die die Stadt von unten nach oben erklimmen. Wer den höchsten Punkt des Siegbergs beim Oberen Schloss erreichen will, hat hier schon die steilste Strecke hinter sich gebracht. Insofern konsequent ist auch die Ausstattung des Brunnenbeckens mit Scheinwerfern, die in der Dunkelheit für nach oben durch das Wasser strahlende Orientierungspunkte sorgen.
Eine weitere örtliche Gegebenheit kommt mit dem in der Nähe befindlichen Baum ins Spiel. Aufgrund der im Erdreich verlegten Versorgungsleitungen kam das Anpflanzen weiterer Bäume auf dem Platz nicht in Frage. Es befindet sich nur ein alter Baum in der unmittelbaren Nähe, der den Platz in seiner Natursteineinfassung (die ungefähr den Dimensionen des achteckigen Brunnenbeckens entspricht) dominiert. Der Brunnen versteht sich visuell als „zweiter Baum“ auf dem Marktplatz. Von ihm gehen strahlenförmig Kopfsteinpflasterlinien aus, die eine Verbindung sowohl zum Rathaus als auch zu dem auf dem erhöhten Straßenniveau befindlichen KrönchenCenter markieren. Die Gesamtgestaltung des Marktplatzes beinhaltet auch die zahlreichen Sitzgelegenheiten auf den Stufen, die an schönen Sommertagen zum Verweilen einladen.
