Auf dem Schneeweiderhof, einem Ortsteil von Eßweiler, befindet sich der alte Steinbruch, der seinen Ursprung bereits im 19. Jahrhundert hat. Er zählt damit zu den ältesten Brüchen, die im Landkreis Kusel zu finden sind.
Ein Einwohner des Schneeweiderhofes und ehemaliger Arbeiter erzählt von seinen Tätigkeiten im Steinbruch. Nach seinem Schulabschluss begann er mit 14 Jahren im Steinbruch zu arbeiten. Zuerst war er bei den Steinabzählern eingestellt, um die Lore mit Pflastersteinen zu beladen. Ebenso war er angestellt, um die Drahtseilbahn zu drücken, welche vom Schneeweiderhof bis ins Tal nach Altenglan führte. Sechs Personen wurden an der Seilbahn benötigt, denn gedrückt wurde mit 5 Personen und eine Person öffnete und schloss die Klappe am Silo, um die Wagons mit Split oder Kies zu beladen. Er erinnert sich, dass er selbst dabei oft mit den Beinen vor den Wagons stand, sodass diese beim Beladen nicht wegrollen konnten. Die Person, die die Wagons belud, war auch dafür zuständig, die befüllten Wagons in gewissen zeitlichen Abständen in Richtung Altenglan zu schieben.
Der Arbeitstag an der Seilbahn war lang, denn es wurde oft zwischen 12 und 16 Stunden gearbeitet. Er berichtet von einem Tag, an dem er von 14 Uhr bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr arbeitete, um die Seilbahn zu drücken. Nachts, so erinnert er sich, schlief er beim Laufen fast ein und träumte schon vor sich hin, denn Feierabend durfte er erst machen, wenn alle Silos leer waren.
Mit mehr Erfahrung wurde er dann zum Steinabrichter ausgebildet. Er bekam dafür „gute“ Steine von den Arbeitern, die an der Felswand arbeiteten. Für das Steinabrichten benötigte er einen großen Behälter, der mit weicher Erde befüllt war, auf welche er den zu bearbeitenden Stein stellte. Dieser wurde auf dem weichen Untergrund so lange bearbeitet und gedreht, bis er viereckig war. Das Werkzeug dafür war ein ,,spezieller‘‘ Hammer, welcher auf beiden Seiten geschärft war. War eine Seite durch das Klopfen der Steine stumpf, musste er den Hammerkopf abnehmen und drehen, sodass er die anderen scharfen Seiten benutzen konnte. Nach etwa einem halben Tag hatte er alle scharfen Seiten des Hammers stumpf gearbeitet. Dieser musste dann in der dafür vorgesehenen Schmiede erhitzt, erneut geschärft und mit Härtepulver gehärtet werden. Der Griff des Hammers war nicht gerade, sondern hatte Richtung Hammerkopf eine leichte Beugung nach unten. Grund dafür war, dass der Hammer eine gewisse Neigung für das Bearbeiten der Steine haben musste. Den Griff konnte man allerdings nicht kaufen, sondern jeder musste sich einen geeigneten Griff selbst suchen, mit dem er arbeiten konnte. Zwischen Hammerkopf und Griff wurde dann noch ein kleines Stück Leder eingesetzt, welches die Schläge ein wenig abfedern sollte.
Als Steinabrichter arbeitete er acht Stunden am Tag. Er sagt: „Hatte man gute Steinbrocken, an denen man nicht so viel machen musste, schaffte man an einem Tag nicht ganz einen Kubikmeter. Ein Kubikmeter waren rund 800 Steine“. Je nach Bedarf und Bestellung mussten Steine unterschiedlicher Größe hergestellt werden. So gab es z.B. einen 8/10er, einen 7/9er oder einen 9/11er Stein. Die Zahlen gaben die Länge der Seiten an, die ein Stein haben sollte, das heißt, ein 8/10er Stein durfte auf allen Seiten zwischen 8 und 10 cm lang sein. Dieser 8/10 er Stein war auch der am häufigsten benötigte und gefertigte Pflasterstein. „Ich glaube“, so erzählte es der Arbeiter, „davon liegen Pflastersteine sogar in Paris.“
Als der Steinbruch in den 1950er Jahren dann modernisiert wurde, kam er letztendlich als Fahrer auf die Transportfahrzeuge. Dort war er bis zur Schließung des Steinbruchs im Jahr 1970 tätig.
Steinbrüche auf dem Schneehof