Die Siedlung Freudenberg ist eine sogenannte Randsiedlung aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise, wie sie in vielen deutschen Städten entstanden, nachdem Reichkanzler Brüning 1931 in einer Notverordnung die Kommunen angewiesen hatte, „siedlungswilligen“ Arbeitslosen Bauplätze, kleine Darlehen und standardisierte Baupläne für die Errichtung ihrer Heimstätten zur Verfügung zu stellen. Er ging dabei von einer teilweisen Reagrarisierung der Gesellschaft aus, weshalb jedem Bauplatz ein großer Garten zugeordnet wurde, der der Selbstversorgung dienen sollte. Gebaut wurden die Häuser immer von mehreren Siedlern gemeinsam und wenn ein Haus fertiggestellt war, wurde gelost, wer es bekam - so sollte sichergestellt werden, dass jeder immer sein Bestes gab. Zum Einzug erhielt jeder Siedler am Freudenberg 4 Obstbäume, 10 Stachelbeer- oder Johannisbeersträucher nach Wahl, einen Hahn, 4 Hühner und eine Ziege oder ein Ferkel.
Die Nationalsozialisten führten das Konzept begeistert fort, passte es doch hervorragend in ihre Vorstellung vom Deutschen und seiner „Scholle“ Land sowie in ihre Pläne für eine Auflockerung der Städte, um sie zu weniger günstigen Bombenzielen zu machen - für die nicht nationalsozialistisch gesinnten Siedler am Freudenberg bedeutete dies, dass sie ihr selbstgebautes Haus wieder räumen mussten!
Mit der Zeit wuchsen die kleinen Häuser auf den großen Grundstücken, zunächst meistens ohne Baugenehmigungen (die Behörden in Wiesbaden waren weit weg), so dass die ursprünglichen Einfachsthäuschen heute vielfach Bestandteil ganzer Konglomerate von Anbauten und Erweiterungen sind, die sich in die Tiefe der ursprünglichen Gärten erstrecken.
In direkter Nachbarschaft zur Siedlung Freudenberg befand sich eine Kaserne, in der nach dem Krieg US-Soldaten stationiert wurden. Allein aus der Siedlung Freudenberg sind 50 junge Frauen mit amerikanischen GIs in die USA ausgewandert.